Seit 2008 säumen Steinskulpturen den Weg zwischen Sozialzentrum und dem Lichtenwörther Fondsgut. Eingebettet in eine Landschaft, die seit Jahrhunderten von Bauern kultiviert wird, stehen die Skulpturen im Sichtkontakt zu einander und führen so den Betrachter den Weg entlang.
Der Verein „Symposion Europäischer Bildhauer“ unter dem Vorsitz von Katharina Prantl hat die Skulpturen vom Symposiumsgelände St. Margarethen nach Pöttsching transferiert. Sämtliche Skulpturen sind eine Leihgabe des Vereins „Symposion Europäischer Bildhauer“. Die Kosten für den Transport von St. Margarethen hat die Gemeinde Pöttsching übernommen und auch die Flächen für deren Aufstellung zur Verfügung gestellt.
Buky Schwartz, auch Moshe Schwartz genannt, wurde 1932 in Jerusalem geboren. Er studierte am Avni Institute of Art and Design in Tel Aviv, 1959 setzte er sein Studium der Bildhauerei in London fort. Im Jahre 1960 nahm er am Bildhauersymposion in St. Margarethen teil und auch wie Karl Prantl am Mauer-Symposion in Berlin 1961-63. Danach kehrte er wieder nach Israel zurück und arbeitete bevorzugt mit Stahl. 1960 und 1966 vertrat er Israel bei der Biennale von Venedig. Im Jahr 1971 zog er dann nach New York um und setzte seine künstlerischen Vorstellungen vor allem in Videokunst um. 1987 wurde er zur documenta 8 nach Kassel in Deutschland eingeladen. Der Künstler lebte und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahre 2009 in Tel Aviv und New York.
Erich Reischke nahm schon am ersten Bildhauersymposion in St. Margarethen 1959 teil. Die hier stehende Skulptur hat er 1962 im Steinbruch geschaffen. Der 1927 in Hinterpommern (heute in Polen) geborene Künstler lernte ursprünglich das Steinmetzhandwerk. Ab 1953 studierte er Bildhauerei an der Kunstakademie in Dresden und ab 1955 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Bis zu seinem Tod 2015 lebte er in Güstritz in Niedersachsen.
Von diesen Skulpturen führt ein Weg zum Grenzstein von Karl Prantl. Auf diesem Weg kommt man an der Skulptur von Adolf Ryszka vorbei. Er nahm 1969 am Symposion in St. Margarethen teil und meißelte diese Skulptur aus dem St. Margarethner Kalksandstein. Ryszka wurde 1935 in Popielow in Polen geboren. Er studierte an der Hochschule für Kunst in Zakopane und an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. Ab 1983 leitete er die Abteilung Bildhauerei an Kopernikus-Universität in Torun in Polen. Er starb 1995.
Der Grenzstein war das erste Auftragswerk des Pöttschinger Künstlers Karl Prantl in den 1950er Jahren. Es entstand im Steinbruch St. Margarethen. Ursprünglich stand der Stein an der Bundesstraße bei Nickelsdorf und sollte den Künstlern hinter dem „Eisernen Vorhang“ ein Zeichen der denkerischen Freiheit sein. Eiserner Vorhang – so bezeichnete man bis 1989 die streng bewachte Grenze zwischen den kommunistischen Ostblockländern und den Demokratien des Westens. Im Jahre 2001 wurde der Grenzstein nach Pöttsching gebracht und hier an diesem Ort aufgestellt – wieder an einer Grenze – jener zwischen den Bundesländern Burgenland und Niederösterreich.
Karl Prantl wurde in Pöttsching geboren und ist auch hier gestorben und auf dem Friedhof begraben. Er war ein außergewöhnlicher Künstler, der nicht nur unseren Ort geprägt hat, sondern die Idee des Symposions in die ganze Welt hinausgetragen hat.
Zdenek Palcr wurde 1927 in Svitáka geboren und besuchte die Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag. Er war Mitglied der Gruppe Máj 57 art group education. Sie formierte sich als Protest gegen das kommunistische Regime. Milos Chlupac, dessen Skulptur ebenfalls in Pöttsching zu sehen ist, gehörte ebenfalls dazu. Zdenek Palcr hat 1964 in St. Margarethen am Symposium teilgenommen. Er starb 1996 in Prag.
Arthur Dieter Trantenroth wurde 1940 in Bochum geboren. Erst absolvierte er eine Lehre als Augenoptiker, dann studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Bochum und ließ sich danach als freischaffender Künstler nieder. Er nahm an zahlreichen internationalen Symposien teil, so auch am Bildhauersymposion St. Margarethen. Wie Karl Prantl war er auch zum Symposion Urbanum in Nürnberg 1971 eingeladen.
Miloslav Chlupáč wurde 1920 in Benešov geboren. Er war Bildhauer, Maler und Kritiker, der an der Kunstgewerbeschule in Prag Bildhauerei studiert hatte. Auch er war ein Mitglied der Maj-Gruppe und arbeitete bevorzugt mit Stein. 1963 und 1964 nahm er am Symposion in St. Margarethen teil. Chlupac starb 2008 in Prag.
Kroum Damianov wurde 1937 in Rakitovo in Bulgarien geboren. Er studierte Dekorative und Monumentale Skulptur an der Nationalakademie in Sofia, wo er später auch unterrichtete. Er schuf zahlreiche monumantale Skulpturen in Bulgarien zum Beispiel jenes für die Mittelalterliche Asen-Dynastie. 1969 nahm er am Symposion teil.
Sepp Wyss wurde 1922 in der Schweiz geboren und starb 2005 in Zürich. Er hat dort zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum geschaffen, wobei er sowohl gegenständlich als auch abstrakt arbeitete. Seine Formen betonten die Herkunft der Skulpturen aus dem Fels und verbinden sich mit der organischen Urform, dem menschlichen Körper. Sepp Wyss nahm 1959 am Symposion in St. Margarethen teil.
Paul Aschenbach stammte aus Randolph in Vermont in den Vereinigten Staaten. So wie Karl Prantl arbeitete er lieber im Freien als im Atelier.1969 nahm er am Symposion in St. Margarethen teil. Später unterrichtete er 30 Jahre lang an der University of Vermont.
Rolf Jörres wurde 1933 in Essen geboren. Ab 1954 studierte er in Graz und Wien Bildhauerei, ab 1961 arbeitete er jedoch als Steinbildhauer. Damals, 1964 befand er sich unter den Künstlern in St. Margarethen. 1977 wurde er Dozent für Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Bis heute lebt und arbeitet er in dieser Stadt. Jörres ordnet Steinblöcke an und reduziert seine künstlerischen Eingriffe auf ein Minimum. Manchmal sind seine Steine behauen, angebohrt oder sie bleiben roh.
In der Umgebung des Energiekreises befinden sich die Skulpturen von David Thomson, Makoto Fujiwara, Jacques Moeschal und Maria Bilger-Biljan.
Der Künstler David Thomson wurde 1939 in Leeds in England geboren und nahm 1964 am Symposion teil.
Makoto Fujiwara wurde 1938 in Japan geboren, ist Steinbildhauer und lebt heute in Hannover in Deutschland. Erst studierte er an der städtischen Akademie der schönen Künste in Kyōto. Durch ein Stipendium der französischen Regierung kam er nach Paris und Wien. Dort lernte er bei dem bekanntesten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts, Fritz Wotruba, und lehrte später an der Hochschule der Künste Berlin Steinbildhauerei. Im Sommer 1970 nahm er am Bildhauersymposion St. Margarethen im Burgenland teil. Seit 1987 ist er Professor an der Fachhochschule Hannover. 1986 war er Mitbegründer des Steinbildhauersymposions im Marmorbruch am Salzburger Untersberg, das von der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst weitergeführt wird. Seine Skulpturen sind vorwiegend aus Granit und Labrador und erreichen oftmals monumentale Ausmaße. S Denkmal in Sarajevo, gestaltet im Jahr 2000, hat ein Gewicht von 30 Tonnen. Fujiwara arbeitet hauptsächlich in Norwegen.
Rechts vom Energiekreis befindet sich die Sandsteinsteinskulptur von Jacques Moeschal (1913 – 2004), die der belgische Künstler in den ersten Jahren des Bildhauersymposiums in St. Margarethen geschaffen hat. Moeschal studierte in Brüssel an der Akademie Bildhauerei. Seine Werke fanden sich auf der Expo 1958 in Brüssel neben dem Atomium, bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968, und heute steht im Brüsseler Flughafengebäude seine Stahlskulptur „Voie des airs“.
Als er von der Idee Prantls hörte, in St. Margarethen im Steinbruch zu arbeiten, hatte er gerade eine Professur an der Akademie in Brüssel inne. Er war von dieser Idee derart begeistert, dass er Prantl in der Anfangsphase unterstützte. Die Skulptur, die heute in Pöttsching steht, entstand zu jener Zeit, wurde dann von der Burgenländischen Landesregierung angekauft und stand ursprünglich an der Straße von Eisenstadt nach Siegendorf. Mit dem Bau der S3 wurde die Skulptur versetzt – an den Rastplatz der Schnellstraße bei Pöttsching. Dort war sie bald von Gestrüpp umwuchert und kaum jemand sah sie. Karl Prantl machte darauf aufmerksam, und so fand die Skulptur in Pöttsching einen neuen Platz – wieder wie vom Künstler beabsichtigt, an einer Stelle, von der man einen weiten Blick ins Land hat.
Die Skulptur von Maria Biljan-Bilger befindet sich auf einer geschwungenen Erdanhäufung, der letzten Spur des Pöttschinger Bergwerkes und der Hunte, die hier den Aushub abkippten.
Die Künstlerin wurde 1912 in Radstadt geboren. Sie war nicht nur Bildhauerin sondern widmete sich auch der angewandten Kunst für Keramik und Textiles. Schon 1948 stellte sie gemeinsam mit Wander Bertoni am Arlberg aus, 1950 und 1954 nahm sie an der Biennale in Venedig teil. 1961 wurde sie von Karl Prantl eingeladen, am Symposion in St. Margarethen teilzunehmen. 1970 übernahm sie dessen Leitung und leitete es bis 1987. Ihr Lebenspartner, der Architekt Friedrich Kurrent, gestaltete 1995 für Maria Biljan-Bilger eine Ausstellungshalle in Sommerrein. 1997 verstarb die Künstlerin.
Auf dem Weg zurück von der Kipp kommt man an der Skulptur des Österreichers Werner Mach vorbei. Er wurde 1937 in Wien geboren, nahm 1964 am Symposion teil und lebt derzeit in Berlin.
Neben dem Sozialzentrum steht eine Skulptur von Leo Kornbrust. Er wurde 1929 in St. Wendel im Saarland in Deutschland geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte, nachdem er eine Tischlerlehre absolviert hatte, an der Akademie der Bildenden Künste in München, an der er später auch eine Professur erhielt. Er nahm in den Jahren 1967 bis 1970 am Bildhauersymposion in St. Margarethen teil und gründete in Folge selbst ein Internationales Bildhauer-Symposion in St. Wendel. Die Skulpturen wurden in Folge als eine „Straße der Skulpturen“ aufgestellt, als Hommage an den vom ihm verehrten Künstler Otto Freundlich und seiner pazifistischen Idee einer Straße des Friedens von Paris bis Moskau.
Zwischen Meierhof und Kirche liegt ein riesiger grüner Stein – der Stein der Begegnung. Diesen riesigen Gesteinsblock aus Osttiroler Serpentinit, auch Tauerngrün genannt, hat Karl Prantl in der ihm eigenen Art bearbeitet – so lange geglättet und poliert, bis eine glänzende Oberfläche entstanden ist, die das Licht widerspiegelt und durch das Licht das Innerste preis gibt. Dieser Stein wurde der Gemeinde vom Künstler als Leihgabe überlassen und gleichzeitig auch der Platz zwischen Meierhof und Kirche vom Ehepaar Prantl als „Meditationsgarten“ neu geschaffen. An diesem Stein sollen sich Jung und Alt treffen – ein Ort der Begegnung.
Vom Hauptplatz kommt man nicht nur zum Friedhof sondern auch zum Kindergarten und zur Kinderkrippe, zur AK Bücherei und zum Pöttschinger Schwimmbad. Auf diesem Weg steht eine Skulptur von Fritz Meyer.
Der Spruch auf dem Säulenbasalt aus der Eifel von Fritz Meyer ist eine Spruchweisheit aus der indischen Mythologie und war einer der Lieblingssprüche von Karl Prantl:
Gott schläft in den Steinen,
Gott atmet in den Pflanzen,
Gott träumt in den Tieren
und Gott erwacht im Menschen.
Diese Stele ist typisch für Fritz Meyer – er ist Bildhauer und Steinmetzmeister. Geboren wurde er 1939 in Wittenberg im Osten Deutschlands. Er ging dann in den Westen und lernte beim Düsseldorfer Bildhauer Reinhard Graner. Er schafft nicht nur künstlerische Grabdenkmäler sondern auch Steinobjekte für den Garten.