Pöttschinger Geschichtssplitter

 

Panorama Gemeindeamt, Meierhof, Kirche zur Blauen Stunde

Der Name „Pöttsching“ kommt vom asiatischen Volk der Petschenegen. In der Völkerwanderungszeit war das heutige Burgenland ein wenig besiedeltes Gebiet, das als Pufferzone zwischen Magyaren und Germanen diente. In dieser Grenzzone wurde den Petschenegen das Siedlungsrecht gegeben. Sie haben wahrscheinlich in der nicht genau lokalisierbaren Siedlung Röjtökör zwischen Pöttsching, Neudörfl und dem heutigen Bad Sauerbrunn gelebt. Alle Orte, die ungarisch auf die Silbe „-ör“ enden, was im Deutschen mit „wart“ übersetzt wurde, weisen auf Grenzwächtersiedlungen hin das ist bei uns die Siedlung „in der Wart“ oder „Röjtökör“, die in der geschützten Siedlungskammer des heutigen Bad Sauerbrunn zu suchen ist, oder Oberwart, Unterwart u.a.
Der deutsche Name „Wart“ könnte auch von „weride "umhegtes Land" kommen und war eine gebräuchliche Bezeichnung für neu kolonialisiertes Land, auf dem Ackerbau betrieben wurde.
Unser Ortsname mit der deutschen Endung „-ing“ bedeutet, die Menschen unseres Ortes lebten „bei oder nahe den Petschenegen“. Nach der Ansiedlung der Petschenegen als Grenzwächter waren deutsche Siedler ins Land geholt worden (wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts).

Wappen Pöttschinger Wappen - rot, gold, Kirche, Kirsche, Notenschlüssel

Das Pöttschinger Wappen verweist auf lange Traditionen in unserer Heimatgemeinde hin: Die Kirche als ältestes Gebäude, der Notenschlüssel für die langjährige Pflege des musikalischen Kulturgutes und die Kirsche als Symbol für den Obstbau und die Landwirtschaft, die in Pöttsching lange Zeit Lebensgrundlage für die ansässigen Leute waren.

Die erste Erwähnung

In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1223 wird der Ort „Beseneu“ erstmals erwähnt. Simon I. und Bertrand I., die Stammväter der späteren Grafen von Forchtenstein, erhielten auf Grund ihrer treuen Dienste neben zahlreichen anderen Schenkungen die Grenzwächtersiedlung Röjtökör zu erblichem Besitz. In der Hotterbeschreibung wird erwähnt, dass das Dorf Beseneu dem königlichen Kammergrafen Thehan gehörte. Es war schon im Besitz seines Vaters, der es vermutlich als Pfand für ein dem König gewährtes Darlehen erhalten hatte.
Im Jahre 1232 verkaufte Thehan das Dorf an Simon I. Ab diesem Zeitpunkt teilt die Gemeinde das Schicksal der Grundherrschaft Matterdorf und der späteren Grafschaft Forchtenstein.

Kirche Der erste urkundlich bezeugte Pöttschinger ist Richter Hartlieb von Pötting in einer Urkunde des Grafen Gregor von Alrams aus dem Geschlecht der Osl. Alrams ist eine heute nicht mehr existierende Gemeinde, die im Gebiet zwischen Neudörfl-Lichtenwörth-Zillingdorf-Pöttsching vermutet wird.

Der Bau einer Kirche

1299 durften die Pöttschinger mit bischöflicher Erlaubnis eine Kirche bauen, mit der Bedingung, dass weiterhin Abgaben an die Mutterpfarre Kleinfrauenhaid entrichtet wurden.

Kohlebergbau in Pöttsching

Um 1780 wurde wegen zunehmenden Holzmangels und steigendem Energiebedarf der Montanist Anton David Steiger mit der Prüfung des Wechselgebietes und des Raumes Neufeld beauftragt. Anton David Steiger wurde 1755 in Pöttsching geboren, trat 1782 in die Dienste des Fürsten Pálffy ein und wurde von ihm an die Bergakademie in Schemnitz gesandt.
Ab 1785 sollte er Steinkohlelager in Österreich und Ungarn finden neben Vorkommen in Niederösterreich, der Steiermark und vor allem am Brennberg bei Ödenburg entdeckte er auch das Neufelder Kohlenflöz im Jahre 1809. Dieses Braunkohlenfeld (Braunkohle wurde damals allgemein Steinkohle genannt) zwischen Pöttsching, Neufeld und Lichtenwörth hatte eine Größe von 25 km2.

In Pöttsching erfolgte der Abbau erst ab 1921 mit der Eröffnung des Tagbaues Nr. 3, 1930 wurde mit dem Tagbau an der Stelle des heutigen Pöttschinger Sees durch die Fa. Berndt & Co. aus Wien begonnen. 1934 wurde der Bergbau aus Rentabilitätsgründen eingestellt.
1948 nahm die Firma STUAG den Abbau mit 100 Arbeitern wieder auf. 1956 erfolgte die endgültige Einstellung des Abbaus.

Meierhof Pöttsching

Meierhof InnenhofDer heutige Meierhof ist aus einem Edelhof entstanden im Mittelalter erhielten Gefolgsleute als Gegenleistung einen Hof in den untertänigen Dörfern zur eigenen Bewirtschaftung.

Der Hof wurde erstmals 1372 erwähnt als Lehen der Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein. Ihnen gehörte er bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach dem Erlöschen ihrer Linie lag er von 1491 bis 1626 unter Verwaltung der niederösterreichischen Kammer.
Ab 1626 mit der Reinkorporierung der verpfändeten westungarischen Güter in das Königreich Ungarn gehörte er zum Besitz der Familie Esterházy.
Sie bauten ab 1652 die Herrschaften aus und damit auch die Meierhöfe: Ein herrschaftlicher Meierhof bestand zu dieser Zeit aus einem Gebäude, das dem Meiereipersonal Wohnräumlichkeiten bot, weiters aus den Ställen zur Haltung der Zugtiere und zur Unterbringung der Geräte, dem „Hofstadel“ (zur Aufbewahrung des Strohgetreides) und Scheuern und Schüttkästen zur Lagerung der Körnerfrüchte.
Der Verwalter eines derartigen herrschaftlichen Hofes hieß „Meier“. Er erhielt den Hof in Pacht und manchmal bekam er auch das Besitzrecht auf Lebenszeit. Dieses konnte später auch auf die Erben übertragen werden.

Nach dem 2. Weltkrieg kam der Meierhof unter USIA Verwaltung, zahlreiche Pöttschingerinnen und Pöttschinger arbeiteten damals auf den landwirtschaftlichen Gütern.
Mit Beginn der 2. Republik erhielt die Familie Esterházy ihre Güter wieder zurück, von ihr erwarb die Gemeinde Pöttsching im Jahr 1968 das Meierhofareal.

Märkte

Im Protokoll der Ödenburger Handels- und Gewerbekammer vom 23.9. und vom 16.2.1886 ist vermerkt, dass die Gemeinde Pöttsching zwei Ansuchen stellt eines um die Abhaltung von Jahrmärkten und ein anderes um die Abhaltung von 4 Pferde- und Hornviehmärkten.
Die Gemeinde erwartete durch die Einhebung der Marktgebühren eine bedeutende Einnahmensteigerung. Am 13. Oktober 1886 erfolgte die Erteilung des Privilegs, jährlich am Montag nach dem 20. der Monate Feber, Mai, August und November einen Jahrmarkt abzuhalten.

Karl Prantl

Grenzstein von Karl Prantl, im Vordergrund eine MohnblumeKarl Prantl wurde am 5. November 1923 in Pöttsching geboren. Nach seiner Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg studierte er Malerei bei Albert Paris Güterloh an der Akademie für Bildende Künste in Wien. Seine Vorliebe galt aber der Bildhauerei ersten Arbeiten in Holz folgten bald Arbeiten mit dem bevorzugten Material – dem Stein. Er gehörte in den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts der „Künstlergruppe Burgenland“ an. In dieser Zeit erhielt er auch von der Bgld. Landesregierung den Auftrag zur Errichtung eines Grenzsteines. Er sollte an der Bundesstraße 10 in Nickelsdorf an der österreichisch-ungarischen Grenze aufgestellt werden (als Zeichen der denkerischen Freiheit). Dieser Stein steht heute in Pöttsching auf dem Mitterberg.
Prantl wählte Kalksandstein als Material und begann im Steinbruch von St. Margarethen mit der Arbeit am Grenzstein. Die Erfahrungen, die er im Laufe der Arbeit machte, die neuen Eindrücke des Arbeitens in der Natur begeisterten Prantl derart, dass er auch andere Künstler an diesem Erlebnis teilhaben lassen wollte.
Gemeinsam mit Dr. Friedrich Czagan und Heinrich Deutsch verbreitete Prantl seine Idee vom gemeinsamen Arbeiten in der Natur und 1959 wurde das "1. Symposion Europäischer Bildhauer" in St. Margarethen gegründet.
In Pöttsching begann er ab 1986 mit der Aufstellung seiner Skulpturen auf dem Feld in der Feldgasse, wo 1990 durch den Architekten Ernst Hiesmayr das Atelierhaus errichtet wurde.

Musik

Pöttsching verfügt über eine lange und große musikalische Tradition. Das drückt sich heute noch in einer vielfältigen und bunten musikalischen Szene in Pöttsching aus. In der Vergangenheit prägten vor allem zwei Persönlichkeiten das musikalische Leben in Pöttsching Peter Zauner und Johann Sauerwein. Beide belebten das öffentliche Leben mit ihren Kapellen, förderten die musikalische Jugend durch ihren Unterricht und fügten der musikalischen Literatur des Burgenlandes zahlreiche Werke hinzu.

Peter Zauner ist im Burgenland bekannt durch die Komposition der Melodie der Burgenländischen Landeshymne. Wasserpark im Freibad

Schwimmbad

Das heutige Schwimmbad in Pöttsching wurde 1977 eröffnet. Doch gab es schon Jahrzehnte früher ein Freibad in Pöttsching. An der Stelle der heutigen Wohnhausanlage in der Lichtenwörthergasse war schon 1927 ein öffentliches Schwimmbad eröffnet worden.